Es ist sicher unstrittig, dass Hanf (oder Cannabis), eine bewusstseinsverändernde Droge ist, sie Frage ist lediglich, warum der Konsum und der Besitz strafbar sein muss. Aus Hanf werden Dinge des täglichen Bedarfs, wie Kleidung hergestellt, was natürlich straffrei ist und mittlerweile auch Cannabis-Medizinprodukte wie CBD. Dennoch wird der Konsum von Cannabis weiterhin bestraft. Verbote machen natürlich Dinge interessant und man möchte es probieren. Verbote müssen aber auch durchgesetzt werden und führen zu großen Aufwänden um dies zu tun. Strafverfolgung, Gerichte, Haftanstalten kosten Geld und binden wichtige Ressourcen. Andererseits ist gerade Cannabis ähnlich einzuschätzen wie Alkohol und Zigaretten, die Kriminalisierung ist daher nicht nachvollziehbar.
Persönlich bin ich generell der Meinung, dass alle Drogen zu entkriminalisieren sind. Warum? Der Konsum von Drogen ist sicher nichts erstrebenswert, aber die Kriminalisierung hat deutlich mehr schädliche Auswirkungen als positive. Neben den oben genannten Problemen kommen noch Beschaffungskriminalität, organisiertes Verbrechen, oft genug auch Prostitution dazu. In der Vergangenheit wurde schon des Öfteren versucht mit prohibitiven Ansätzen den Konsum von Drogen zu unterbinden. Als prominentestes Beispiel kann sicher die Prohibition in den USA dienen, die als die Initialzündung des organisierten Verbrechens in den USA anzusehen ist. Der Konsum von Alkohol wurde nicht unterbunden, sondern die Tatsache, dass er illegal war, trieb die Preise und damit die Anreize zur Produktion in die Höhe.
Es gibt noch andere Gründe, warum ich diesen Verbote von Betäubungsmitteln grundsätzlich skeptisch gegenüber stehe. Die gleichen Mittel, die man verbieten will sind im medizinischen Umfeld nahezu problemlos zu beschaffen. Wirkstoffe wie Codein sind problemlos im Internet bestellbar, ein Produkt wie Tilidin wird bei Schmerzen verordnet und abgegeben, dabei gehört es zur Gruppe der Opioide und ist in den USA beispielsweise verboten, weil es Drogen wie Heroin gleicht.
Ich verbreite private Dinge nicht gerne über das Internet, bei diesem Thema mache ich ausnahmsweise mal eine Ausnahme.
1.Beispiel: ‚Gabi‘, eine Bekannte aus meiner Studienzeit
Wir nennen sie mal ‚Gabi‘ und sie war damals eine junge, lebenslustige Frau, die sich gut an Ihrem Studienort eingelebt hatte und jede Menge sozialer Kontakte hatte, dazu zählten mein WG-Mitbewohner und ich. Irgendwann wurde sie dann von einem Dealer ‚angefixt‘. Der gesundheitliche Abstieg, der soziale Abstieg war erschreckend schnell. Jobs in einem Bordell, Unfähigkeit sich normal zu ernähren, nahezu ausschließlich Kontakte aus dem Drogenumfeld blieben bestehen, die tägliche Versorgung mit ‚H‘ war Lebensinhalt. Wirklich etwas tun können Sie als Außenstehender nicht. Wir versuchten wenigstens zu stabilisieren, aber genutzt hat das nicht. Glauben Sie mir es ist grausam zu sehen, wie sich ein Mensch 17 Mal in den Arm sticht um eine geeignete Stelle zu finden um sich einen Druck zu setzen. Einmal habe ich sie dann ins Psychiatrische Krankenhaus in Hadamar begleitet, wo sie einen Bekannten besuchte. Das war ein prägender Moment für mich. In dem Gebäude befanden sich Junkies und Alkoholiker. Die Anzeichen des Verfalls war bei beiden Gruppen die gleichen, die Alkoholiker waren allerdings im Schnitt 10 Jahre älter.
Legale und illegale Drogen haben auf den Menschen fatale Auswirkungen, das ist klar. Alkohol und Zigaretten verursachen immense volkswirtschaftliche Kosten und Probleme, dennoch sind sie toleriert. Wenn ich eines aus dem Beispiel Gabi gelernt habe, dann das die Illegalität von Drogen erst Strukturen schafft, die Drogenmissbrauch zu einem Massenphänomen machen. Könnte man Drogen offiziell erwerben, zu normalen Preisen und mit sauberen Spritzen etc, würde kein Dealer mehr auf einem Schulhof stehen und kleine Kinder zu Kunden machen. Die Höhe des Ertrages lässt diese Kriminellen jedes Risiko eingehen zum Schaden von den Konsumenten.
Warum habe ich oben Kodein erwähnt. Nahezu alle Junkies in ‚Gabis‘ Umfeld, verwendeten bei Entzugserscheinungen Codeinprodukte, Tabletten oder Hustensaft, um den Entzug zu überstehen. Die Wirkungen von Codein sind ähnlich zu sehen, wie Heroin oder Methadon, der Bezug aber eine Kleinigkeit.
2. Beispiel: Eine alte Dame
Eine Hüfte musste operiert werden. Der Operateur hatte eine lange Liste mit Nebenwirkungen bereit und lies die Dame mehrere Seiten Aufklärung unterschreiben, eine der beschriebenen Nebenwirkungen war Schlaganfall, sollten die Kleber des Hüftgelenks ausgasen, was dann auch eintrat. Anstatt auf der chirurgischen Abteilung mit Bewegungsübungen zu verbleiben, erfolgte die Überstellung an die Neurologie. Dort wurden zwar nur sehr wenig physische Übungen durchgeführt, aber der Heilungsprozess war nach wenigen Tagen recht gut im werden. An Karfreitag wurde die Dame dann in die neurologische Reha überführt. Da dort die Physiotherapeuten nicht verfügbar waren, wurden der Dame mehrere Medikamente verabreicht, darunter ein völlig überflüssiger Cholesterinsenker und Tilidin. Wie oben beschrieben ist Tilidin ein durchaus umstrittenes Schmerzmittel, dass in einer Behandlung eine Woche nach einer OP fehl am Platze war. Die Verfassung der Dame war entsprechend: niedergeschlagen, benommen und nur sehr schlecht ansprechbar. Ich habe das Medikament umgehen absetzen lassen, was zu einer schnellen Rückkehr zu besserer Verfassung führte. Besonders erschrecken ist jedoch, dass Medikamente, die durchaus umstritten sind, den Patienten ohne jegliche Information appliziert werden und man quasi selbst gefordert ist zu ermitteln was das so ist. Der behandelnde Arzt war auch nicht bereit den Cholesterinsenker wegzulassen, obwohl ein solcher nie auf der Medikationsliste der Dame gestanden hatte.
Beim Umgang mit Drogen wird mit zweierlei Maß gemessen und das ist nicht hinnehmbar.
Um es klar zu sagen, wir wollen nicht den Konsum von Drogen fördern mit der Freigabe von Drogen, bzw. erstmal Cannabis, sondern wir wollen den Konsum entkriminalisieren, flankiert von umfangreichen Aufklärungscampagnen.
In Frankfurter Clubs gibt es Ärzte, die die diversen Pillen die man billig kaufen kann untersuchen, um die Konsumenten entsprechend zu warnen, aber das ist nur eine Maßnahme die viel zu kurz greift.
Kinder und Jugendliche müssen objektiv darüber informiert werden, wie Drogen funktionieren und zwar von Alkohol und Tabak, bis Cannabis und Crack. Es muss beschrieben werden, wie man Drogenabhängigkeiten erkennt und wie man Hilfestellungen leisten kann. Welche Möglichkeiten es gibt, wenn ein Konsument eine Überdosis genommen hat, oder wie man sich verhalten muss. Besonders junge Menschen, machen Dinge, die nicht das Beste für sie sind, man muss dann helfen, nicht bestrafen.
Andererseits muss in unserem Gesundheitssystem strikt darauf geachtet werden, abhängig machende Substanzen nicht mehr zu verschreiben oder zumindest sehr restriktiv zu verabreichen . Jede Form von Sucht führt definitiv in eine Abwärtspirale.
Absurd ist es zudem, wenn die Gegner der Freigabe dann beschließen, gerade Cannabis zur Schmerztherapie freizugeben um dann die legalen Konsumenten mit polizeilicher Verfolgung zu überziehen.
In den USA haben jetzt einige Bundesstaaten Cannabis freigegeben, nachdem sie festgestellt haben, dass es viel angenehmer ist Steuern dafür zu vereinnahmen, als Polizei damit zu binden. In den Niederlanden und in Portugal herrscht trotz der liberaleren Regelungen auch kein omnipräsenter Drogensumpf.
Diskussion und Aufklärung tun Not, Deutschland sollte sich nicht davor verschließen
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