Die Pandemie hat viele Schwächen in Deutschland zutage gefördert. Das Netz ist nicht ausreichend, die Arbeitgeber nicht flexibel genug, die Maßnahmen sind nicht stringent und konsequent genug, oder gar widersprüchlich.
Für den Bürger spielt die Kommunalpolitik eine wichtige Rolle im Leben, dort werden die Entscheidungen gefällt, ob genügend Kitaplätze das sind, genug Schulen an den richtigen Orten, Gebühren und Steuern erhoben, der Verkehr geregelt etc. In der Pandemie wurden jedoch viele Maßnahmen angestoßen, wieder umgeworfen und verändert, die auch unser Leben ganz massive beeinträchtigen. Home Office nimmt einen größeren Stellenwert ein, medizinisches Personal ist an der Grenze der Belastbarkeit, Menschen sterben allein, ohne Zuspruch und Trost, die Freizeit ist reglementiert, Freund und Familien dürfen nicht getroffen werden, Geschäfte müssen schließen. Gastronomie musste schließen, you name it.
Mehr oder weniger gerne wurden aber die meisten Einschnitte in unser privates Leben akzeptiert, geht es doch darum die Pandemie zu stoppen. Niemand möchte an dieser Krankheit erkranken oder gar sterben. Der beste Schutz dagegen ist also, die Isolation zu tolerieren.
Zumindest war das so, bis die Impfstoffe verfügbar wurden. Das Handling des Impfens ist aber ein Desaster. 2 Mal habe ich meine Mutter ins Impfzentrum Giessen begleitet und will davon berichten.
Im Januar wurde meine Mutter (91) per Post darüber informiert, dass sie geimpft werden kann. Am 07.02. hatten wir den 1. Termin. Wie läuft das Impfen ab? Zunächst wird am Eingang der QR Code des Imflings kontrolliert und die Personalien der Begleitperson werden (handschriftlich) aufgenommen. Danach landet man in einem Wartebereich an der Anmeldung. Es standen 7 Kabinen bereit, nur 2-3 waren besetzt. In der Anmeldung werden alle Dokumente des Impflings kontrolliert und er bekommt einen Anamnesebogen in die Hand gedrückt zum Ausfüllen im nächsten Wartebereich. Nächster Schritt ist das Arztgespräch. Dort wird gefragt, ob man Fragen habe, dass es Nebenwirkungen geben kann, etc. (substantielles ist jedenfalls nicht dabei). Erst dann gelangt der Impfling in die Impfstrassen. Davon gibt es in Giessen 7 a 3 Kabinen.
Da die Anmeldung und die Arztgespräche so lange dauern kommen einem die Impfer schon entgegengerannt um einen in Empfang zu nehmen. Nach der Impfung 15 Minuten warten, dann zur Ausgangsregistratur. Dort werden wieder Dokumente gescannt und ein provisorisches Impfblatt zur Einlagen in den Impfausweis. Tägliche Kapazität zu dieser Zeit 500 Impfungen!
Bei der 2. Impfung exakt das gleiche Prozedere diemal waren alle 7 Anmeldekabinen in Betrieb und alle 7 Artzplätze besetzt. Die Impfer haben mehr zu tun, sind aber noch lange nicht ausgelastet. Kapazität jetzt 1500 Impfungen.
Wir Impfen nicht, wir verwalten Impfungen! Hier meine Impfstratgie mit Zahlenwerk. In Deutschland werden Medikamente zugelasssen, nachdem sie ausgiebig klinisch getestet wurden. Bei allen Impfstoffen waren die Nebenwirkungen vorhanden, aber unkritisch. Das ganze Vorgehen im Impfzentrum ist also völlig schwachsinnig. Ein Mensch, der sich impfen lassen will, könnte also vom Einwohnermeldeamt, die Einladung bekommen, mit den entsprechenden Aufklärungsunterlagen. Schickt er/sie das signiert zurück, bekommt er seinen QR Code und kann sich impfen lassen. Personen die näheres erfahren wollen, oder Risikopatienten lassen sich vom eigenen Hausarzt beraten.
Hat man den QR Code, reicht es im Impfzentrum diesen vorzuweisen und sich ohne Umwege direkt impfen zu lassen.
Rechnen wir dann mal die Kapazität des Impfzentrums Giessen neu. In 5 Minuten kann ein Impfer die 3 Kabinen seiner Impfstrasse einmal durchlaufen, macht 3 Impfungen in 5 Minuten, 36 pro Stunde. Bei 2 Schichten und 7 Impfstrassen kommen da 4032 Impfungen zu stande. Würden die 7 Ärzte, die unsinnige Beratungen durchführen ebenfalls impfen, wären wir bei 8000 Impfungen pro Tag.
Warum erbost es mich so, dass das nicht schneller geht?
Weil durch diese Trödelei jeden Tag mehr Menschen sterben und viele erkranken. Das Gesundheitsministerium weist täglich die Anzahl geimpfter Menschen aus, das sind stand heute etwa 5.Mio mit Erstimpfung und 2,6 MIo die durchgeimpft sind. das sind 3,3% der Bevölkerung. Herdenimmunität Fehlanzeige.
Kommen wir zu den ‚Impfprivilegien‘.
Bei diesem Begriff kommt mir die Galle hoch. Ein geimpfter Mensch bekommt nach der Impfung ein halbwegs normales Leben zurück, das vor der Pandemie für alle Menschen selbstverständlich war. Diesen Normalzustand wieder zu erlangen ist also kein Privileg! Ausserdem werden wieder Gräben und Neiddebatten befeuert, die wir uns gar nicht leisten können. Statt diese Neiddebatten zu führen sollten wir lieber Gas geben beim Impfen um für alle den Normalzustand möglichst schnell zurück zu erreichen. Das Getrödel kostet uns ein riesiges Vermögen, weil die Einschränkungen für Wirtschaft und Bevölkerung gravierende Einschnitte darstellen. In anderen Ländern sind die Prozentzahlen der Geimpfte deutlich höher. In Großbritannien Stand 23.02. Mehr als 25%, in Israel 55% In Deutschland Stand heute 3,3%. Die USA unter Trump Schlußlicht bei der Corona-Bekämpfung, will unter ihrem neuen Präsidenten bis Ende Mai 2021 (!) jeden erwachsenen Amerikaner, der es möchte, geimpft haben.
Und um es mal klar zu sagen, natürlich werden Gastronomen, Fluggesellschaften etc die Pforten vor allem für geimpfte Gäste öffnen. Die oberste Priorität muss also auch politisch sein, schnellstmöglich die Imfungen abzuschließen. Wir Impfen jetzt seit 2 Monaten und haben 3,3% geimpft. In diesem Tempo bedeutet das weitere 66 Monate bis wir durch sind. Selbst wenn man annimmt, dass wie in Giessen jetzt schneller geimpft wird(Faktor 3 gegenüber Februar) würde es noch immer 22 Monate dauern bis alle geimpft sind. Bis dahin wären tausende Betrieb pleite, das medizinische Personal am Ende, zig Tausende gestorben, hunderttausende erkrankt. Aber wir haben die Impfung erfolgreich verwaltet.
Kurz zum Bild: Beim Ausgang aus dem Impfzentrum in Giessen gibt es eine Stahltür, an die die Geimpften und Begleiter ihre Aufkleber (vermutlich genervt) drankleben. Und ja, die Behörden haben auch an schicke Aufkleber gedacht. Gute Verwaltung ist schließlich die Kernkompetenz in Deutschland.
Sic transit gloria Mundi
Von Stephan Flindt (Friedberg)
Ja, diese Umständlichkeiten sind nicht zu fassen! Warum geht es nicht so einfach wie beim Brustscreening? Alle Frauen über 50 bekommen alle zwei Jahre einen Termin, ohne sich irgendwo einloggen zu müssen und ohne Verwaltungs-Pipapo. Falls eine an dem Termin nicht kann, kann sie ihn verschieben. So könnte es beim Impfen doch auch gehen!
Risikopatienten zwichen 65 und 80 dürfen sich registrieren, bekommen aber keinen Termin, weil sie für Astrazeneca zu alt und für Biontec zu jung sind. Pech gehabt, diese Gruppe kommt nicht dran.
Noch so ein Schildbürgerstreich: Die Bundesregierung will einen Teil der Bürger mit kostenlosen Masken beglücken. Am einfachsten wäre es, die überschüssigen Maskenberge ganz billig in die Supermärkte zu bringen. Schließlich wollen wir ja, das jeder eine aufsetzt, egal ob Risikopatient oder nicht. Wenn es überhaupt Kritierien gibt, dann sollten die ja wohl soziale Bedürfigkeit sein. Aber nein, die Masken kriegen stattdessen Risikopatienten. Die haben sich aber schon längst selbst Masken besorgt, und viele können sich das auch gut leisten.
Die Absurdität hört da aber nicht auf: Wegen der Verteilungskriterein sollen das die Krankienkassen übernehmen, da die die nötigen Daten über die Bürger haben, so weit so gut.
Es wäre ja am einfachsten, wenn die dann auch gleich die Masken verschicken würden. Aber nein, die Bundesdruckerei druckt Berechtigungsscheine, die Masken werden an die Apotheken verteilt, die Kassen investieren Porto und verschicken die Berechtigungsscheine, die Leute müssen in die Apotheken, um die dort abzuholen, die Apotheken arbeiten und rechnen ab, verdienen königlich, weil sie viel mehr erstattet bekommen, als die Preise in den Supermärkten. Auch sonst rechnen Leute ab. Warum einfach, wenn es kompliziert geht?? Dauert dann auch nur länger und verbrennt Geld.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rube-Goldberg-Maschine
https://engineeringpf.hs-pforzheim.de/detailansicht/news/groesste_rube_goldberg_maschine